Eine Rolldachsternwarte in Ansbach
Seit der Anschaffung einer Gemini40-Montierung und einer 12 Zoll SC-Optik von Meade wuchs der Wunsch einer festen Aufstellmöglichkeit mit jedem Auf- und Abbau. Zur Auswahl standen eine Kuppel oder eine Hütte mit Roll- oder Klappdach. Die Kuppel schied aus finanziellen Gründen aus. Bei einem Kuppeldach sieht wahrscheinlich jeder sofort, dass es sich um eine Sternwarte handelt und dies zieht möglicherweise ungebetene Gäste an. Die Tarnung als normales Gartenhaus ist ein willkommener Nebeneffekt.
Aber wie baut man so was? Ich fand Beispiele im Internet und in Zeitschriften für Amateurastronomie. Bald war klar, meine Lösung kann nur ein Rolldach sein. Bei einem Klappdach befürchtete ich Probleme mit der Abdichtung der zwei Dachhälften am Giebel. Bei einem Pultdach klappt man nur eine Dachhälfte auf, das Dach wird dann zu schwer oder mit entsprechenden Gegengewichten wird alles zu kompliziert. In Baumärkten wurden Garten und Gerätehäuser aus Holz und Blech inspiziert. Es schien aber nichts geeignetes dabei zu sein. Die Anfrage bei einer Zimmerei versetze mir einen kleinen Schock, fast 5.000,- EUR würde ein Holzhaus mit Aufbau kosten.
Den Wunsch nach einer festen Aufstellmöglichkeit für sein Teleskop hatte zur selben Zeit mein befreundeter Astrokollege Knut Schäffner. Eines Tages erhielt ich von Ihm einen Anruf: "Ich glaub ich hab die Sternwarte gefunden, ein Blockbohlenhaus 2,5 mal 2,5m für 1250,-EUR (http://www.steinhauer-gmbh.de/), die Blockbohlen sind sogar 5 cm dick." Dies sollte also die Basis unserer Observatorien werden. Der Preis ist OK, im Baumarkt bekommt man für 1000,- EUR nur 28mm Wandstärke.
Knut hatte es eilig, sein Haus wurde noch im November 2002 geliefert. Bei grimmiger Kälte half ich ihm das Häuschen aufzubauen. Ich konnte mir so einen kleinen Einblick verschaffen wie alles funktioniert und was alles auf mich zu kommen würde. Das Haus stand am Abend einschließlich der ersten Dacheindeckung. http://www.large-galaxie.de/Sternwarte/sternwarte.html
Mir fehlte noch das Fundament im Garten. Den ersten Spatenstich machte ich im Februar 2003. Zwei Streifenfundamente ca. 5m lang wurden ausgehoben. Aus alten Balken baute ich eine Schalung. Ende März betonierte ich. 3m3 Beton passten in das Loch. So entstand eine Platte 2,7m breit und 5m lang. Für die Betonsäule betonierte ich zwei kreisrunde Pflanzsteine gleich mit ein.
Am 16. April wurde dann auch mein Holzhaus geliefert. Am Ende des ersten Aufbautages stand das komplette Haus samt Dach, allerdings ohne Dachpappe und ohne Holzboden. Um das Dach später auf Rollen zu stellen teilte ich das Haus in ein Unterteil und ein Dachteil. Die Bohlen der Seiten sind um eine halbe Bohlenhöhe zu denen der Giebelseite versetzt, darum mussten zwei von einem Schreiner halbiert werden. Mit Dachlatten als Abstandhalter wurde fertiggebaut. Das ging alles völlig alleine, nur die Dachbretter ließ ich dann von meiner Freundin hochreichen, so konnte ich mit Hammer und Nägeln bewaffnet auf dem Dach sitzend weiterarbeiten ohne ständig heruntersteigen zu müssen. Am nächstem Tag eine schicht Dachpappe und das Haus war Wetterfest.
Als Schienen besorgte ich über einen Metallbaubetrieb zwei 6m lange vorverzinkte Winkeleisen 100X100mm mit 10mm Materialstärke. Diese wurden seitlich am Haus mit 6 Schlossschrauben verschraubt und in ca. 2m Abstand vom Haus auf einer Balkenabstützung befestigt. Um die Schienen hochzuheben waren drei Mann notwendig. Die Rollen montierte ich auf zwei Holzbalken, diese wurden seitlich unterm Hausdach mit den obersten Blockbohlen verschraubt. Es kamen sechs Rollen mit 100mm Durchmesser und vier seitliche Führungsrollen mit 30mm zum Einsatz. Nun konnte ich die Dachlatten herausschlagen und das Dach stand auf Rollen. Eisenwinkel mit Türstoppern dienen als Anschlagpunkte für das Dach. Um das Dach fest zu verschließen wird es durch vier Überwürfe am Unterteil befestigt und diese mit Karabinern gesichert.
Nun ging’s an die Betonsäule für die Montierung. Aber wie ist die optimale Höhe? In der neuen Sternwarte baute ich das Teleskop auf, erst einmal mit der transportablen Stahlsäule und konnte nun ganz einfach die maximal mögliche Säulenhöhe ausmessen. Ein 200mm Abwasserkunststoffrohr wurde entsprechend abgesägt und waagerecht in die Pflanzsteine einbetoniert und danach komplett mit Beton ausgegossen. Drei Gewindestangen betonierte ich als Befestigung für die Montierung gleich mit ein. Zwei Aluscheiben 200mm Durchmesser und 25mm dick bilden den Montierungsflansch. Es fehlte noch der Holzboden und die Einrichtung, dann noch Montierung einscheinern, Stromversorgung, Hausanstrich und sonstige Kleinigkeiten.
Seit Ende Mai ist alles wesentliche Betriebsbereit. Nur noch Dach aufschieben, Strom einschalten und loslegen - ein Traum!!!
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